Armour Fitting für maximalen Schutz: Wie Passform, Geometrie und Bewegung zusammenarbeiten
Maximaler Schutz ist nicht nur eine Frage des Materials, sondern der präzisen Passform und der funktionierenden Geometrie in der Bewegung. Erst wenn Schutzflächen korrekt positioniert, Lasten optimal verteilt sind, entfaltet die Ausrüstung ihr volles Potenzial. Dieser Blogbeitrag führt Sie von der Anatomie über das richtige Messen und Layering bis zur Feineinstellung im Alltagseinsatz und beantwortet zentrale Fragen, die beim Fitting immer wieder auftreten.
Schutzbereiche des Oberkörpers
Wer sich richtig schützen möchte, muss wissen, was geschützt werden soll. Frontal umfasst der kritische Bereich die Region vom oberen Brustbein über das Herz, die Lunge und große Gefäße bis einige Fingerbreit oberhalb des Nabels. Auf dem Rücken spiegelt sich diese Zone: Wirbelsäule und zentrale Gefäße stehen im Fokus, ohne den Nacken zu beeinträchtigen.
Seitlich sind der Axillarbereich und die Rippen verwundbar; hier gilt es, den Schutz so zu platzieren, dass die Armbeweglichkeit nicht eingeschränkt wird. An den Übergängen – Hals, Achseln, Leiste, Schulter-, Ellenbogen- und Kniegelenke – entscheidet die exakte Zentrierung und Überdeckung darüber, ob eine Lücke entsteht.

Grundlagen der Maßaufnahme
Die Basis für eine optimale Passform ist eine verlässliche Maßaufnahme in aufrechter, entspannter Haltung. Relevante Maße sind der Brustumfang auf Höhe der Brustwarzen, der Unterbrustumfang, die Taille und Hüfte, die Schulterbreite, die Rückenlänge vom C7-Wirbel, die vordere Torso-Länge bis zum Nabel sowie Umfangsmaße für Ober- und Unterarme, Oberschenkel und Waden.
Dabei sollten ein bis zwei Zentimeter Spielraum für Atmung und Unterziehschichten eingeplant werden, denn ein Setup ohne Luft zum Arbeiten fühlt sich im Ruhezustand vielleicht korrekt an, scheitert aber in Bewegung. Für weibliche Körperformen sind Brustprojektion und Unterbrustkontur entscheidend; Hierfür bieten sich speziell geformte Hart- oder Softballistiken an.

Richtige Einstellung des Plattenträgers
Bei Plattenträgern ist die Höhe des vorderen ballistischen Körperschutzes, durch die Aufnahme einer hartballistischen Platte, maßgeblich für den Schutz zentraler Organe.
Idealerweise liegt die Oberkante etwa auf Höhe der Drosselgrube, die Platte sitzt mittig und plan. Die Unterkante sollte so enden, dass Beugen und Atmen frei möglich bleiben; zu tief getragene Ballistik bieten vermeintlich mehr Bauchabdeckung, lässt aber den Thorax ungeschützt und blockiert die Hüftbeugung. Die hintere ballistische Schutz spiegelt die Front in Höhe und Breite wider und darf nicht in den Nacken ragen.
Weiche Ballistik und Seitenplatten schließen Lücken am Rippenbogen und seitlichen Thorax, ohne in die Achsel zu drücken oder auf der Hüfte aufzusetzen. Ein tragfähiges System ergibt sich durch korrekt eingestellte, Klettverschlüsse, symmetrische Schulterriemen oder einen Cummerbund, der stabilisiert, aber nicht einschnürt. Ergonomie entsteht, wenn die Ausrüstung die Bewegung unterstützt.

Praxistests und Feineinstellung
Ein im Spiegel überzeugender Sitz kann unter dynamischer Belastung versagen. Eine belastungsorientierte Passformprüfung umfasst tiefe Atemzüge sowie Überkopf- und horizontale Armbewegungen, Vorbeugen, Rumpfrotationen und laterale Neigungen.
Ergänzend werden Ausfallschritte, tiefe Kniebeugen, Treppensteigen und kurze Sprints eingesetzt. Abhängig von der jeweiligen Disziplin gehören Bodentransitionen (vom Kniestand in den Stand), Lagewechsel zwischen Bauch- und Rückenlage sowie kurzes Kriechen dazu.
Zur Funktionsprüfung werden realitätsnahe Bewegungsmuster wie Waffenanschlag, Schildführung, Schlag- und Stoßabfolgen oder vergleichbare technische Sequenzen simuliert.
Häufig lassen sich die größten Probleme bei der Passform durch geringfügige Anpassungen an Riemen, Arming Points oder Polsterstärken beheben.

Pflege, Nachjustierung und Saisonwechsel
Riemen und Materialien verändern sich beim Eintragen. In den ersten Einsätzen dehnen sich Gurte und Textilkomponenten, weshalb eine Nachstellung nach den ersten Tragephasen normal ist.
Es empfiehlt sich, Nähte, Nieten, Schieber, Klett und Elastics regelmäßig zu prüfen. Um zwischen Sommer, Winter und Wettkampf zügig reproduzieren zu können, sollte Saison-Setups mit Fotos und Maßen dokumentiert werden.
Körperveränderungen von rund fünf Prozent sind ein guter Anlass, die Passform neu zu bewerten. Modularität bei Polsterungen und verfügbare Ersatzteile erleichtern das Feintuning und verlängern die Lebensdauer deiner Ausrüstung.

Zusammenfassung
Maximaler Schutz ergibt sich aus einer präzisen Passform und korrekten Geometrie, einer durchdachten Lastverteilung sowie durch realitätsnahe Tests und konsequenter Pflege. Zu den schutzrelevanten Zonen zählen frontal das obere Brustbein bis knapp oberhalb des Nabels, dorsal die Wirbelsäule, die zentralen Gefäße und Flanken. An Hals, Achseln, Leisten und Gelenken entscheidet eine exakte Zentrierung über Lücken. Grundlage ist eine verlässliche Maßaufnahme in aufrechter, entspannter Haltung.
Bei Frauen sind zusätzlich Brustprojektion und Unterbrustkontur zu beachten. Da sich Riemen und Textilien setzen, ist eine Nachstellung nach den ersten Einsätzen normal. Regelmäßige Prüfungen von Nähten, Verschlüssen und Elastics, eine fotografische Dokumentation saisonaler Setups sowie Modularität und Ersatzteile sichern Funktion und Lebensdauer.