Ballistische Standards erklärt – CAST
Das Defence Science and Technology Laboratory (DSTL) – eine 1993 gegründete Einrichtung des britischen Verteidigungsministeriums – entwickelt und überwacht Prüfstandards für Schutzwesten, die von den britischen Strafverfolgungsbehörden verwendet werden. Diese Standards umfassen Bewertungsverfahren zur Beurteilung der Fähigkeit von Westen, vor allem den Oberkörper vor Angriffen mit Messern, Spikes und Kugeln zu schützen. Obwohl die ministerielle Verantwortung für die Normen beim Minister für das Beschaffungswesen im Verteidigungsbereich liegt, wurde in der Praxis und in technischer Hinsicht viel getan, um Testverfahren zu entwickeln, die den Einsatzszenarien der Endbenutzer besser entsprechen.
Centre For Applied Science And Technology (CAST)
Im Jahr 2018 wurde das Centre for Applied Science and Technology (CAST) offiziell in das DSTL des Verteidigungsministeriums integriert. Seitdem ist das CAST die wichtigste Schnittstelle zwischen den Ministern und politischen Entscheidungsträgern des britischen Innenministeriums, den Partnern an der Front und den Anbietern von Wissenschaft und Technologie.
CAST ist an mehreren Standorten in England tätig (LONDON (2MS), HARPERLEY HALL, SANDRIDGE, LANGHURST), von denen zwei (Sandridge und Langhurst) über spezielle Einrichtungen verfügen.
Eine wichtige Aufgabe des CAST bestand von Anfang an darin, eine Reihe von Konsultationen mit den Interessengruppen durchzuführen, um eine Prüfnorm zu erarbeiten, die den Bedürfnissen der Endnutzer besser gerecht wird – in erster Linie geht es darum, das Risiko zu verringern, dass der Träger einer Weste durch einen ballistischen Angriff oder einen Stich in den Oberkörper getötet oder schwer verletzt wird.
Um dies sicherzustellen hat die CAST verschiedene Prüfungsverfahren entwickelt, u.a. folgende:
- Produktionsqualitätsprüfung (PQT – Production Quality Test): Die PQT-Prüfung ist ein Qualitätssicherungsinstrument, mit dem die Leistung von zertifizierten, serienmäßig hergestellten Westen bewertet und sichergestellt werden kann, dass sie im Laufe der Zeit ihr zertifiziertes Leistungsniveau beibehalten. Dieses Verfahren beschreibt den formalen Qualitätsprüfungsprozess, der in einer der akkreditierten Prüfeinrichtungen des CAST durchgeführt werden muss. Westen, die die Prüfung bestehen, werden zwei Jahre nach der Erstzertifizierung erneut geprüft.
- Lebensdauerkontrolle (ILM – In-Service Inspection): Es finden regelmäßige Bewertungen statt der im Einsatz befindlichen Schutzwesten über einen bestimmten Zeitraum, um sicherzustellen, dass die Leistungsfähigkeit erhalten bleibt.
- Geformte Panzerungstests (Shaped Armour Tests): Testungen die den Ansprüchen des weiblichen Körperbaus entsprechen. Hier wird ein Plastilin-Aufbau vorgenommen, der dem weiblichen Körper ähnelt.
- Ballistische Schutzstufen (Ballistic Protection Levels): Eine aktualisierte Reihe von ballistischen Schutzstufen mit Testmunition, die die aktuellen operativen Anforderungen der britischen Strafverfolgungsbehörden widerspiegelt.
- Gewehrtests (Rifle tests): Männliche Vorder- und Rückentorso-Surrogate für ballistische Tests, um eine bessere Bewertung der Leistung von Gewehrschutz zu ermöglichen.
Die CAST-Norm unterscheidet drei Hauptkategorien des Schutzes.
Ballistik, Messer und Messer mit Spike. Körperschutzwesten, die zur Zertifizierungsprüfung eingereicht werden, können auf mehrere Schutzstufen innerhalb und zwischen den Schutzkategorien geprüft werden. So kann eine einzelne Schutzweste beispielsweise auf mehrere ballistische Schutzstufen sowie auf Messer- und Spike-Schutz geprüft werden. Zusätzliche Elemente, die geprüft werden müssen, die außerhalb des Hauptrumpfbereichs Schutz bieten. Zum Beispiel Schulter-, Unterleibs- oder Nackenschützer.
Wenn der Hersteller während der Produktion eine Schutzplattengröße herstellen muss, deren Flächendeckung um mehr als 5% außerhalb des in den technischen Unterlagen angegebenen Bereichs liegt, sollte CAST um Rat gefragt werden.
Sobald die Erklärung und die zugehörigen technischen Unterlagen aller zur testenden Schutzprodukten eingereicht wurden, prüft und entscheidet die CAST, ob die eingereichten Unterlagen die Anforderungen für die Zertifizierungsprüfung erfüllen. Im Falle der Annahme wird die CAST die ausgewählte akkreditierte Prüfeinrichtung ermächtigen, das Zertifizierungsprüfverfahren einzuleiten.
In Ausnahmefällen kann CAST die Panzerung vor der vollständigen Annahme der technischen Unterlagen und der Erklärung vorläufig zur Prüfung zulassen. Wenn der Hersteller dies verlangt, ist CAST eine vollständige Begründung für die Notwendigkeit vorzulegen. Die Zertifizierung wird erst dann abgeschlossen, wenn alle Unterlagen von CAST akzeptiert wurden.
Nach Erhalt der Prüfberichte von der akkreditierten Prüfeinrichtung werden diese von der CAST unabhängig überprüft. Bei erfolgreicher Prüfung stellt die CAST dem Hersteller eine Bescheinigung aus, in der die Ergebnisse der Prüfung und die einschlägigen Informationen über die Leistungsfähigkeit der Panzerung aufgeführt sind.
Bei der Zertifizierung senden die Hersteller ein versiegeltes mittleres Muster der zertifizierten Panzerung zu Prüfzwecken an CAST.
Laut CAST müssen, unabhängig davon, ob die Aufbauten produziert werden oder nicht, Muster nach dem PQT innerhalb der Zertifikatslaufzeit (i.d.R. 2 Jahre) in einem akkreditierten Testinstitut getestet werden. Dabei muss der gleiche Schnitt, sowie die gleiche Größe wie bei der Zertifizierung verwendet werden. Dies soll die gleichbleibende Qualität bei Herstellung des Produkts garantieren.
Die nachstehende Tabelle zeigt fünf Schutzstufen (plus eine Sonderstufe) und die Anzahl der Platten, die in jeder Schutzstufe für die Zertifizierungsprüfung gemäß den Anforderungen vorgesehen sind. Beachten Sie, dass für die ballistische Prüfung in den Schutzstufen HO3, HO4 und SG1 die Platten als eigenständige Produkte oder in Verbindung mit bereits bewerteten und entsprechend zertifizierten HO1- oder HO2-Platten auf Herz und Nieren geprüft werden können.
Die in dieser Tabelle aufgeführten Schutzstufen sind als Mindestwerte definiert. Auf der Grundlage der Bedrohungs- und Risikobewertung kann die Notwendigkeit der Verwendung zusätzlicher Munition entweder zusätzlich zu einem beliebigen Schutzniveau oder (für bestimmte Verwendungszwecke) als eigenständiges spezielles Schutzniveau erfolgen.
Es ist darauf hinzuweisen, dass jedes Schutzniveau gegen Munition der britischen Strafverfolgungsbehörden bewertet werden muss, was jedoch aufgrund der potenziellen Unterschiede bei Munition der Strafverfolgungsbehörden nicht in die oben aufgeführten Schutzniveaus einbezogen wurde (solche Bewertungen werden als Erweiterung des angemessenen Schutzniveaus für spezialisierte Benutzer betrachtet).
Was bedeutet die Schutzklasse HO1
9mm FMJ UND 9mm JHP
Der Schutz der HO1 wird durch eine Softballistik gewährleistet.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 365 ±10 m/s
- Nennmasse: 8 g
Was bedeutet die Schutzklasse HO2
9mm FMJ und 9mm JHP
Der Schutz der HO2 wird durch eine Softballistik gewährleistet.
Ammunition data:
- Auftreffgeschwindigkeit: 430 ±10 m/s
- Nennmasse: 8 g
Was bedeutet die Schutzklasse HO3
Rifle 7.62×51 & 7.62×39 calibre
Der Schutz der HO3 wird durch eine hartballistische Platte (Polyethylen) in Verbindung mit einer Softballistik gewährleistet. Für mehr Informationen über Polyethylen, lesen sie bitte unser früheren Blogartikel.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 705 ±10 m/s
- Nennmasse: 7.9 g
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 830 ±10 m/s
- Nennmasse: 9.3 g
Was bedeutet die Schutzklasse HO4
Rifle 7.62×51 calibre
Der Schutz der HO4 wird durch eine hartballistische Platte (Keramik) mit Backing (Polyethylen) in Verbindung mit einer Softballistik gewährleistet.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 820 ±10 m/s
- Nennmasse: 10.7 g
Was bedeutet die Schutzklasse SG1
Shotgun 12-gauge true cylinder
Der Schutz der SG1 wird durch eine hartballistische Platte (Polyethylen) und einer Softballistik gewährleistet.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 435 ±10 m/s
- Nennmasse: 28.4 g
CAST - Schutz in fast jeder Bedrohungssituation
Die CAST-Richtlinien bieten eine hochwertige ballistische Sicherheit, die das Risiko des Todes oder schwerer Verletzungen des Trägers durch Schuss- oder Stichangriffe auf den Oberkörper im beruflichen Einsatz verringert.
Zusammengefasst:
- HO1 – (Weichballistik) ist flexibel in ihrer Struktur und passt sich dem Körper mühelos an. Sie bietet Schutz gegen die meisten Munitionsarten: 9mm FMJ und 9mm JHP.
- HO2 – (Weichballistik) ist flexibel in ihrer Struktur und passt sich dem Körper mühelos an. Sie bietet Schutz gegen die meisten Munitionsarten: 9mm FMJ und 9mm JHP (höhere Geschwindigkeit).
- HO3 – (Hartballistik) ist komfortable und bietet Schutz gegen die übliche 7,62-Kaliber-Gewehrmunition.
- HO4 – (Hartballistik) bietet Schutz gegen Gewehrmunition des Kalibers 7,62 mit höherer Energie.
- SG1 – (Hartballistik) bietet Schutz gegen die Munitionsart der Schrotflinte: Shotgun 12 gauge true cylinder.
Alle Schutzwesten können mit CAST Schutzelementen ausgestattet werden.