Ballistische Standards erklärt – VPAM
Der wichtigste Schutz steckt in der Westenhülle. Dieser ist so individuell und persönlich wie der Träger selbst. Um bestens vorbereitet im Berufsalltag (SEK, Polizei, Militär) zu sein ist die richtige Schutzklasse entscheidend.
Die Bedrohungsstufen für ballistische Schutzwesten werden nach unterschiedlichen Standards definiert. Die Schutzklassen des europäischen Standards reichen von VPAM1 bis hin zur VPAM14.
In diesem Blog gehen wir auf die gängigsten Schutzklassen des europäischen Standard VPAM (Schutzklasse: VPAM3, VPAM6, VPAM7 und VPAM9) ein.
IN DIESEM BLOGBEITRAG:
- Ballistische Standards erklärt - VPAM
- VPAM Anforderungen
- VPAM Mitglieder
- Ballistische Schutzklassen nach VPAM - VPAM Qualitätsnormen en ISO/IEC 17025
- Was bedeutet die Schutzklasse VPAM3
- Was bedeutet die Schutzklasse VPAM6
- Was bedeutet die Schutzklasse VPAM7
- Was bedeutet die Schutzklasse VPAM9
- VPAM - Schutz in nahezu jeder Bedrohungssituation
Ballistische Standards erklärt - VPAM
Die Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien (VPAM) und Konstruktionen ist eine Organisation, deren Hauptaufgaben in Forschung, Prüfung und Entwicklung von beschusshemmenden Materialien liegt.
Diese Vereinigung erstellt Prüfrichtlinien, welche dem Wohle und der Sicherheit der Gesellschaft dienen. Die Richtlinien ermöglichen eine Vergleichbarkeit der Prüfung von angriffshemmenden Materialien und Konstruktionen, unabhängig davon, an welchem Standort diese Prüfung durchgeführt wurde.
Für den persönlichen Personenschutz sind folgende Richtlinien relevant:
- APR: Allgemeine Prüfrichtlinien VPAM-APR – VPAM
- BSW: Ballistische Schutzweste BSW 2006 – VPAM
- HVN: Durchschusshemmender Helm, Visier und Nackenschutz HVN 2009 – VPAM
VPAM Anforderungen
Je nach Richtlinie und darin enthaltene Prüfstufe ergeben sich verschiedene Anforderungen, wie zum Beispiel:
- Anzahl der erforderlichen Prüfmuster
- Prüftemperatur und Zeitdauer der vorherigen Konditionierung
- Munitionsart und zulässige Geschwindigkeit
- Anzahl der Treffer und Auftreffwinkel
- Abstand der Treffer zueinander sowie zum Rand des Prüfmusters
- Art des Hintergrundmaterials, wie z.B. Plastilin
Weiterhin können zusätzliche Prüfungen definiert werden, wie zum Beispiel ein Beschuss mit Sondermunitionen oder abweichende Winkel, etc.
Als Resultat der Prüfungen werden Prüfzeugnisse und Prüfberichte ausgestellt. Die entsprechende Prüfnummer darf dann auf dem Etikett der Produkte angebracht werden.
VPAM Mitglieder
Die Mitglieder der VPAM sind neutrale Prüfstellen und Institutionen. Diese sind in den Bereichen Normierung und der Prüfung angriffshemmender Materialien und Konstruktionen zuständig. Die VPAM entscheidet über die Mitgliedschaft.
Zurzeit umfasst diese Mitglieder aus 6 Staaten:
- Armasuisse Wissenschaft und Technologie (CH)
- ARWT – Amt für Rüstung und Wehrtechnik, Felixdorf (A)
- Beschussamt Mellrichstadt (D)
- Beschussamt München (D)
- Beschussamt Saint-Étienne (F)
- Beschussamt Ulm (D)
- DHPol – Deutsche Hochschule der Polizei, Münster (D)
- RMA – Royal Military Academy, Dept. of Weapon Systems & Ballistics, Brüssel (B)
- FOR – Forensisches Institut Zürich, Zürich (CH)
- HTBLVA – Höhere Technische BundesLehr- und Versuchs- Anstalt, Ferlach (A)
- TNO Defence, Security and Safety, Rijswijk (NL)
- WIWeB – Wehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe, Erding (D)
Die Richtlinien der VPAM stehen in keiner Konkurrenz zu den nationalen und internationalen Normen, sie verstehen sich als Ergänzung vor allem in den Bereichen, wo noch Normen fehlen. Die VPAM legt Wert auf die Erstellung standardisierte Prozesse wodurch sich Produkte vergleichen lassen. Diese unabhängigen Institutionen sind wichtig um allgemeine Schutzstandards festzulegen, die dem Anwender einen Schutzrahmen aufweisen und den Herstellern eine Qualitätsrichtung bieten.
Für weitere Informationen über die VPAM besuchen Sie bitte die offizielle Website.
Ballistische Schutzklassen nach VPAM - VPAM Qualitätsnormen en ISO/IEC 17025
Die vier in diesem Beitrag erläuterten ballistischen Schutzklassen sind gemäß der VPAM-Qualitätsnormen EN ISO/IEC 17025 für Körperschutzwesten nach Bedrohungsgrad kategorisiert. Welche ballistischen Produkte welche Schutzklassen einnehmen, hängt von der Art und der Geschwindigkeit des Geschosses ab, dem sie widerstehen können. Die gängigsten Schutzklassen sind: VPAM3, VPAM6, VPAM7 und VPAM9.
Die Performance-Standards für Schutzwesten helfen den Anwendern zu verstehen, wie viel Schutz sie von der Weste, die sie tragen wollen, erwarten können.
Der Schutz hängt immer zusammen mit der Schutzklasse, dem Preis, dem Komfort (Gewicht, Dicke, Form, Flexibilität (Softballistik)) und weiteren Anforderungen des Kunden. Als Schutzwestenherstellers ist es die Aufgabe für die Anwender das optimale Gleichgewicht der vorherigen Parameter zu finden. Je nach Schutzklasse müssen die Parameter angepasst werden.
Was bedeutet die Schutzklasse VPAM3
Kaliber 9 mm Luger (DM 41)
Der VPAM3 Schutz wird durch eine Softballistik gewährleistet und deckt den ballistischen Schutz von Stufe 1 bis Stufe 3 ab.
Die VPAM3 findet in den Ländern besonders häufig Anwendung in denen die (9 mm Luger) zu den meist verbreiteten Kurzwaffenmunitionstypen gehört.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 415 ±10 m/s
- Nennmasse: 8 g
Was bedeutet die Schutzklasse VPAM6
7.62×39 (M43)
Der VPAM6 Schutz wird durch hartballistischen Platten gewährleistet und deckt den ballistischen Schutz von Stufe 1 bis Stufe 6 ab. Die VPAM6 bietet Schutz vor dem Sturmgewehr Kalaschnikow (AK47), dem meist verbreiteten Munitionstyp der Welt.
Munitionsdaten:
- 7,62×39 M43 FMJ/PB/FeC
- Auftreffgeschwindigkeit: 720 ±10
- Nennmasse: 7,9 g
Was bedeutet die Schutzklasse VPAM7
.233 Rem (5,56×45).308 Win. (7,62×51)
Der VPAM7 Schutz wird durch hartballistischen Platten gewährleistet und deckt den ballistischen Schutz von Stufe 1 bis Stufe 7 ab.
Die VPAM7 bietet Schutz vor den aktuell häufigsten westlichen Sturmgewehrmunitionstypen, welche aus reinem PE oder einer UHMW-PE Lösung bestehen (für mehr Informationen über Polyethylen, lesen sie bitte unser früheren Blogartikel).
.233 Rem (5,56×45) SS109
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 950 ±10
- Nennmasse: 4 g
.308 Win. (7,62×51) DM111
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 830 ±10
- Nennmasse: 9,55 g
Was bedeutet die Schutzklasse VPAM9
.308 Win (7,62×51) P80
Der VPAM9 Schutz wird durch hartballistische Platten gewährleistet und deckt den ballistischen Schutz von Stufe 1 bis Stufe 9 ab. Durchschusshemmend gegen Hartkerngeschosse, verschossen aus Langwaffen.
Munitionsdaten:
- Auftreffgeschwindigkeit: 820 ±10
- Nennmasse: 9,6 g
VPAM - Schutz in nahezu jeder Bedrohungssituation
Abschließend lässt sich über die Schutzklasse VPAM sagen, dass sie gründlich geprüft und sich nach den verschiedenen Arbeitseinsätzen individuell anpassen lässt. Für jede Bedrohungslage lässt sich hieraus ein guter Schutz gewährleisten.
Zusammengefasst:
- VPAM3 – (Weichballistik) ist flexibel in ihrer Struktur und passt sich dem Körper mühelos an. Sie bietet Schutz gegen die meisten Kurzwaffenmunitionstypen, wie z.B. die Kaliber 9 mm Luger (DM41).
- VPAM6 – (Hartballistik) ist im Verhältnis zu höheren Schutzklassen komfortabler und kostengünstiger und bietet Schutz gegen die meisten Langwaffenmunitionstypen, wie z.B. das Sturmgewehr Kalaschnikow (AK47).
- VPAM7 – (Hartballistik) bietet Schutz gegen die meisten Langwaffenmunitionstypen, wie z.B. das Gewehr M16 oder das Maschinengewehr MG3.
- VPAM9 – (Hartballistik) ist in der schwereren Gewichtsklasse zu finden und bietet Schutz gegen die gängigsten Langwaffenmunitionstypen mit gehärtetem Kern, wie z.B. das Gewehr M16 oder das Maschinengewehr MG3. Der Unterschied hier zu der Schutzklasse VPAM7 ist die erhöhte Geschwindigkeit der Munition.
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