Der ultimative Guide für ballistische Westen
Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich. Dennoch gibt es Menschen und Berufe, die besonderen Gefahren ausgesetzt sind. So brauchen beispielsweise Polizei und Militärangehörige einen erstklassigen Schutz, wenn es darauf ankommt.
Der Volksmund spricht von „kugelsicheren“ Westen, die korrekte Bezeichnung lautet aber “kugelresistente” oder „ballistische Westen“. Ballistische Westen sollen Beamtinnen und Beamten im Dienst vor Verletzungen schützen und lassen sich anhand verschiedener Kriterien unterscheiden. Diese sind: Einsatzgebiet, Region, Hersteller sowie zu verwendeten ballistischen Materialien und damit der Schutzbedarf, welches bei vielen Anwendern und Beschaffern Fragen aufwirft.
In diesem Blogartikel erläutern wir, was eine ballistische Weste ist und welche gängigen Typen es auf dem Markt gibt. Außerdem erklären wir, welche Schutzklassen in diesem Zusammenhang existieren und wie man Plattenträger & Co. upgraden kann. Zu guter Letzt geben wir die Empfehlungen, worauf bei der Nutzung der ballistischen Weste zu achten ist und wie man sie pflegt.
IN DIESEM BLOGBEITRAG:
- Was ist eine ballistische Weste
- Welche Arten von ballistischen Westen gibt es
- Unterziehwesten
- Überziehwesten
- Plattenträger
- Softballistik vs. Hartballistik
- Was macht eine gute ballistische Weste aus
- Wie schwer ist eine ballistische Weste
- Welche Upgrades gibt es für eine ballistische Weste
- Schockabsorber
- Stich- und Schlagschutz
- Welchen Schutz bieten ballistische Westen
- Wie pflegt und wartet man eine ballistische Weste
- Zusammenfassung
Was ist eine ballistische Weste
Eine kugelresistente oder ballistische Weste ist ein Teil der persönlichen Schutzausrüstung und soll besonders empfindliche und vor allem lebenswichtige Bereiche des Körpers, vor Angriffen durch Waffen schützen. Dabei geht es auch um die Art von Waffen, die eine mögliche Bedrohung darstellen: Wurfgeschosse (Steine, Flaschen usw.), Stichwaffen oder Schusswaffen zum Beispiel. Je nach Art der Bedrohung können unterschiedliche Schutzanforderungen miteinander kombiniert werden.
Welche Arten von ballistischen Westen gibt es
Ballistische Schutzwesten unterscheiden sich grundsätzlich nach Trageweise, Schutzniveau, Verwendungszweck, Geschlecht oder Material. Dabei besteht eine Schutzweste in der Regel mindestens aus zwei Teilen. Die Außenhülle dient zur Aufnahme von Soft- und/oder Hartballistik, währenddessen die Ballistik selbst, den eigentlichen Schutz bietet.
Eine Schutzweste kann aber auch als ein Plattenträger interpretiert werden. Dabei erweitern beispielsweise die Taschen oder die High-Vis-Elemente das Einsatzspektrum. Auch der Schutz kann durch Zugabe von bestimmten Elementen, wie z. B. Rettungsgriff, erweitert werden.
Schutzwesten sind sogenannte “Werkzeuge” für verschiedene Anwender, die je nach Einsatzszenario individuell genutzt werden können. Zu solchen Anwenderkreisen gehört die Polizei, Militär und Spezialkräfte.
Schutzwesten lassen sich auch anhand der Trageweise differenzieren. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen den verdeckt zu tragenden Schutzwesten – auch Unterziehwesten genannt – und offen zu tragenden Westen – auch Überziehwesten oder Plattenträger genannt.
Unterziehwesten
Verdeckt zu tragende Schutzwesten
Einsatz bei den Polizei- und Sicherheitsbeamten
Unterziehwesten, die von den Polizei- oder Sicherheitsbeamten verwendet werden, sind im Vergleich mit offen getragenen Schutzwesten nicht sichtbar. Sie werden unter der Uniform oder Dienstkleidung getragen und gewährleisten somit diskreten Schutz. In der Regel sind die Unterziehwesten eher dünn und leicht. Dies bietet mehr Flexibilität, Mobilität und Komfort für den Nutzer.
Bei der Herstellung von Unterziehwesten werden in der Regel feuchtigkeitsabsorbierende Materialien verwendet, um sie atmungsaktiver zu gestalten. Die Mehrheit von Unterziehwesten bietet Schutz gegen kleinere Schusswaffenmunition sowie Stichschutz. Im Vergleich zu den männlichen Varianten von Unterziehwesten haben die weibliche eine anatomisch geformte Frontpartie.
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Überziehwesten
Offen zu tragende Schutzwesten
Einsatz bei den Polizeibeamten
Im Gegensatz dazu werden die Überziehwesten offen über der Uniform oder Dienstkleidung getragen. Allerdings geht auch bei klassischen Unterziehwesten inzwischen der Trend dahin, dass sie als Überziehwesten getragen werden.
Überziehwesten, die bei Strafverfolgungs- oder Sicherheitsbeamten häufig Anwendung finden, werden in der Regel im “waistcoat style” – oder mit anderen Worten im Stil einer Weste – konzipiert. Das bedeutet, dass sie vorne einen Reißverschluss haben und wie eine Jacke geöffnet werden können. Die ballistische Leistung solcher Westen kann mit der von Unterziehwesten gleichgesetzt werden. In seltenen Fällen können die Unterziehwesten mit Hartballistik aufgerüstet werden.
Funktionalität spielt bei der Gestaltung einer Überziehweste auch eine entscheidende Rolle. So sollen diese beispielsweise die Möglichkeit bieten Polizei typisches Equipment wie Funkgerättaschen, MOLLE/PALS oder High-Vis-Elemente anzubringen.
Einsatz bei den Militär- und Spezialeinheiten
Diese Zielgruppen sind hauptsächlich höheren Risiken und lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt.
Schutzwesten dieser Kategorie haben größere Schutzflächen im Vergleich zu Westen im “waistcoat style” und sind in der Regel mit ballistischen Platten aufrüstbar, die beispielsweise an den Oberarmen, Oberschenkeln, Rippen, Kehlkopf, Bauch oder im Schulterbereich angebracht werden können.
Die Westen sind im vorderen Bereich geschlossen und sind mit einem umfangreichen MOLLE-System ausgestattet. Diese Art von Überziehwesten ist schwerer und daher weniger flexibel, bietet aber maximalen Schutz gegen verschiedene Arten von Waffen. Für die Herstellung solcher Überziehwesten werden in der Regel flammhemmende Materialien verwendet.
Plattenträger
Einsatz bei den Militär- und Spezialeinheiten
Überziehwesten werden mit Plattenträgern aufgrund ihres Aussehens oft gleichgesetzt. Dennoch unterscheiden sie sich in verschiedenen Kriterien. Plattenträger haben eine kleinere Schutzfläche bei vergleichbar hohem Schutzniveau, da die Weichballistik, die bei Überziehwesten verwendet wird, durch Stand Alone Platten ersetzt werden kann. Dies hat zur Folge, dass der Plattenträger ein geringeres Gewicht aufweist, was eine hohe Mobilität ermöglicht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Modularität und Multifunktionalität des Plattenträgers, so dass der Anwender das System mit den für den Einsatz benötigten Komponenten jederzeit auf- und abrüsten kann. Der sichere Sitz und die Bewegungsfreiheit können z.B. durch verstellbare Gurte und Kummerbund gewährleistet werden.
Softballistik vs. Hartballistik
Unter “Softballistik” versteht man ballistische Einsätze, die je nach Größe, Gewicht und Passform einen wirksamen Schutz gegen den Beschuss mit verschiedenen Munitionsarten bieten.
In der Regel wird die Softballistik aus Textilien mit sehr hoher Festigkeit, Elastizität und Energieabsorption sowie geringer Bruchdehnung und hoher Formbeständigkeit hergestellt. Diese Garne werden z. B. aus Para-Aramid und Hochleistungspolyethylen gefertigt, die in der Lage sind, ein normales Revolver- oder Pistolengeschoss innerhalb weniger Zentimeter im Bruchteil einer Sekunde zu stoppen.
Mehr über Para-Aramid und Hochleistungspolyethylen erfahren Sie in unserem vorherigen Blog-Artikel.
In Kombination mit dem Stich- und Schlagschutz bietet Softballistik zusätzlichen Schutz gegen die Stichwaffen wie Messer, Nadeln oder Splitter, aber auch gegen Schläge oder Stöße.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Softballistik in der Praxis einzusetzen. Eine davon ist die „Stand-Alone“-Variante, bei der keine zusätzliche Hartballistik benötigt wird. Eine andere Möglichkeit besteht darin, Weichballistik mit Hartballistik zu kombinieren. Dabei wird die Softballistik hinter der ballistischen Platte angebracht, um das Schutzniveau zu erhöhen. Diese Option wird als „In-Conjunction-System“ bezeichnet.
Die Hartballistik wird zum Schutz von Personen vor Langwaffen eingesetzt. Dabei handelt es sich um gehärtete Platten, die aus verschiedenen Verbundwerkstoffen wie Keramik einschließlich Trägermaterial, Stahl oder hochverdichteten Kunststoffen bestehen können.
Hartballistik kann in Kombination mit Softballistik oder als eigenständige Platte in Plattenträgern verwendet werden. Ziel ist es, Geschosse aus Langwaffen (z. B. Sturmgewehre) sicher abzuwehren.
Was macht eine gute ballistische Weste aus
Eine gute ballistische Weste muss in erster Linie zuverlässigen Schutz gegen das vom Anwender definierte Bedrohungspotenzial bieten und die Anforderungen der jeweiligen Schutzklasse vollständig erfüllen. Jenseits davon muss eine zusätzliche Sicherheitsmarge vorhanden sein. Neben diesen grundlegenden Anforderungen gibt es eine ganze Reihe von Kriterien, anhand derer die Qualität einer Weste beurteilt werden kann.
Die so genannten „Komfortkriterien“ – Gewicht, Schnitt der Weste, Bewegungsfreiheit – sind ebenso wichtig, denn sie sorgen dafür, dass die Schutzweste im Dienst wirklich ständig getragen werden kann, ohne den Träger zu belasten.
Leider ist der Schutzbereich meist sehr klein, wenn Westen nur nach Komfortkriterien beurteilt werden sollen. Es ist daher wichtig, in Gesprächen mit dem Anwender eine gute Kompromisslösung zu finden.
Die Form der Weste ist sowohl für Komfort wie auch für Sicherheit entscheidend. Hier muss die bestmögliche Lösung für die spezifischen Anforderungen des Anwenders gefunden werden. Je größer die Weste, desto größer der zu schützende Bereich des Körpers und somit mehr Sicherheit für den Träger.
Eine große Schutzfläche bedeutet aber auch weniger Bewegungsfreiheit und Komfort. Der Benutzer muss also – je nach Einsatz – einen Kompromiss zwischen Schutz und Komfort finden. Letztendlich muss die Weste auch preislich vertretbar sein.
Wie lange eine Weste getragen werden kann, hängt von vielen Faktoren ab: von der persönlichen Einstellung und der körperlichen Verfassung des Trägers, von vorherrschenden klimatischen Bedingungen und von der Gewöhnung an das Tragen von Schutzwesten.
Je nach Schutzklasse, Aufbau und Schnitt der Weste ist mit einer mehr oder weniger starken Beeinträchtigung der Bewegungsfreiheit zu rechnen. Dies ist vergleichbar mit dem Tragen eines zusätzlichen, schweren Kleidungsstücks. Dieser Effekt ist unvermeidbar.
Er kann jedoch durch gutes Design, optimierten Schnitt und die Verwendung technisch optimierter ballistischer Materialien (Gewebebehandlung und Lagenaufbau) reduziert werden.
Wie schwer ist eine ballistische Weste
Je nach Größe, Ausführung und Schutzbedarf kann das Gewicht einer ballistischen Weste stark variieren. Eine mittelgroße Schutzweste, die üblicherweise von Polizeibeamten getragen wird, wiegt zwischen 2 und 3 kg (Schutzstufe 1 der Technischen Richtlinien für Schutzwesten der Polizei).
Ballistische Westen, die von Militär- und bei Spezialeinheiten getragen werden, bieten in der Regel Schutz gegen Gewehrfeuer und müssen eine relativ große Fläche des Körpers schützen. Aus diesem Grund können sie bis zu 15 kg und mehr wiegen. Zu bedenken ist, dass dazu noch mehr oder weniger andere Ausrüstung des Polizisten oder Soldaten kommen.
Welche Upgrades gibt es für eine ballistische Weste
Ballistische Westen können mit Ersatzhüllen, Tragetaschen, Stich- und Schlagschutzelementen oder zusätzlichen Protektoren aufgerüstet werden, die Schutzklasse erhöhen.
Schockabsorber
Ein wirksamer Schutz gegen stumpfe Traumata
Ein Schockabsorber hilft, stumpfe Traumata und alle damit verbundenen Verletzungen zu vermindern. Er besteht aus Materialien, die entweder Energie schnell absorbieren und großflächig verteilen können (z. B. Verbundplatten, Kunststofffolien oder Metall) und/oder Volumen bieten, so dass sie als Puffer vor dem Körper wirken (z. B. Hartschäume und Daunen etc.).
Schockabsorber können in unterschiedlichen Formen und Größen hergestellt werden. Es gibt zwei Haupttypen: partielle Schockabsorber für den Herz- und Wirbelsäulenbereich und vollwertige Schockabsorber, die die gleiche Form und Größe wie eine ballistische Platte haben.
Für verdeckt getragene Schutzwesten können Schockabsorber für den Herz- und Wirbelsäulenbereich verwendet werden. Für offen getragene Westen gibt es zusätzliche Schutzelemente für Hals, Schulter, Oberarm, Oberschenkel und Leiste. In der Regel gibt es für viele Überziehwesten zusätzliche Einsätze zur Aufrüstung auf höhere Schutzklassen.
Stich- und Schlagschutz
Ein wirksamer Schutz gegen Stichwaffen, Schläge und Stöße
Heute gibt es viele verschiedene Arten von Stichschutzeinlagen, die ganz unterschiedliche Eigenschaften haben. Einsätze aus Materialien wie Stahlblech, Titanfolie oder segmentierten Metallplatten sind eher unflexibel und werden von informierten Anwendern inzwischen nur selten eingesetzt.
Speziell behandelte und konstruierte Stahlkettenpanzer bieten mehr Flexibilität und werden daher häufig von Polizeieinheiten verwendet. Auch Lösungen auf Grundlage von speziell beschichtetem oder laminiertem Aramidgewebe sind möglich, insbesondere wenn ballistischer Schutz und Stichschutz untrennbar miteinander verbunden werden sollen. Das bietet auch einen sehr guten Schutz gegen zahlreiche spitze Waffen (z. B. Stacheln, Nadeln und geschliffene Fahrradspeichen).
Eine rein textile ballistische Weste, die auf Hartballistik verzichtet, kann Stichangriffen nur bedingt widerstehen. Obwohl ballistische Westen sehr gut gegen Hieb- und Schnittverletzungen schützen, kann der Schutz bei echten Stichverletzungen unzureichend sein.
Für diesen Fall sind besondere Maßnahmen erforderlich: Mehler Systems liefert für alle Westentypen separate Stichschutzeinlagen. Die Stichschutzelemente, die vor den ballistischen Platten angebracht werden, können an die Form jedes Westentyps angepasst werden. In der Regel sind diese Einsätze nur in Kombination mit einer ballistischen Platte voll wirksam.
Welchen Schutz bieten ballistische Westen
Die Schutzstufen für ballistische Westen werden nach unterschiedlichen Normen definiert. Obwohl die verschiedenen Schutzniveaus oft gleichgesetzt werden, unterscheiden sie sich in Bezug auf Trauma und Testanforderungen sowie Munitionstypen.
Die gängigsten Schutzstufen für ballistische Westen sind die US-Normen NIJ 0101.04 und 0101.06, die britische Norm CAST, die europäische Norm VPAM und die deutsche Polizeiliche Technische Richtlinie für Schutzwesten (auch bekannt als SK).
Wie pflegt und wartet man eine ballistische Weste
Ballistische Westen sind für den harte Einsätze konstruiert. Trotzdem brauchen sie Umsicht und Pflege. Jede Beschädigung kann zur Verringerung der Schutzleistung führen. Daher ist es wichtig, die Weste regelmäßig auf Risse und Schnitte zu überprüfen. Darüber hinaus gibt es viele Faktoren, die die ballistische Leistung der Schutzweste beeinträchtigen können.
Dazu gehören: Feuchtigkeit, Schweiß, Hitze oder UV-Licht. Aus diesem Grund werden ballistische Schutzplatten in wasserdichten, UV-beständigen Hüllen versiegelt. Ballistische Platten sollten auch nicht in einer herkömmlichen Waschmaschine gewaschen oder im Trockner getrocknet werden. Außerdem wird empfohlen, bei der Reinigung auf chemische Reinigungsmittel zu verzichten und nur die Hülle abzuwischen.
Der Stoff der Weste hat keinen unmittelbaren Einfluss auf den ballistischen Schutz, den die Platte bietet. Normalerweise kann der Bezug in der Maschine gewaschen werden, allerdings wird Handwäsche empfohlen, um die Lebensdauer zu verlängern.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich „ballistische Westen“ in der Art des Tragens, dem Schutzniveau und Verwendungszweck, dem Geschlecht des Trägers und den Materialien unterscheiden. Je nach Verwendungszweck können ballistische Westen mit Soft- oder Hartballistik oder einer Kombination aus beidem aufgerüstet werden, um das Schutzniveau zu erhöhen und so das Leben im Einsatz um einiges weniger gefährlich zu machen.