
Kriterien für die Auswahl des geeigneten Körperschutzes
Bei der Auswahl des passenden Körperschutzes sind mehrere wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Es ist essenziell, die zu erwartenden Bedrohungen, den individuellen Körperform der Einsatzkraft und die Anforderungen an Design und Komfort zu evaluieren. Eine sorgfältige Berücksichtigung dieser Elemente stellt sicher, dass der gewählte Körperschutz optimal auf die operativen Anforderungen abgestimmt ist.
Übersicht über Körperschutzkomponenten
Ballistische Schutzelemente sind ein fester Bestandteil der persönlichen Schutzausstattung jeder Polizei- und Militäreinheit. Sie dienen der Abwehr von Bedrohungen unterschiedlicher Art und finden in der Regel Anwendung in beschusshemmenden Westen oder Plattenträgern. Die ballistischen Schutzelemente sind in verschiedenen Größen und Formen erhältlich, um unterschiedlichen Körperformen und -größen zu entsprechen. Weder der Schutzüberzug noch das Tragesystem sind typischerweise für ballistischen Schutz ausgelegt. Ihre Hauptfunktion besteht darin, die Ballistik komfortabel und sicher am Körper des Trägers zu arretieren.
Es gibt zwei grundlegende Kategorien von ballistischem Schutz:
Softballistik: Die Softballistik besteht aus flexiblem, beschusshemmendem Material und verringert das Risiko von Traumata vor Projektilen aus Handfeuerwaffen. In Kombination mit einem Stich- und Schlagschutz bietet sie zusätzlichen Schutz gegen Stichwaffen wie Messer, Nadeln oder Splitter sowie gegen Schläge und Stöße. Die Softballistik kann unter der Uniform oder über der Kleidung getragen werden, beispielsweise in einer externen Tragehülle wie einer Weste, für maximalen Komfort und einfache Handhabung.
Hartballistik: Hartballistische Platten bestehen aus beschusshemmenden Materialien wie Polyethylen und Keramik. Sie bieten verbesserten Schutz gegen Projektile, einschließlich Gewehrmunition, und Splittern. In der Regel werden sie in taktischen Einsätzen verwendet, bei denen sie in Körperschutzsysteme integriert werden, die weiche und harte Ballistiken kombinieren. Dies führt zu einer umfangreicheren und schwereren Ausrüstung. Dieses Schutzsystem ist nicht für das längere Tragen ausgelegt, sondern für Einsätze in Hochrisiko-Situationen.
Hartballistische Schutzelemente werden in der Regel als Stand Alone (SA) oder In Conjunction With (ICW) angeboten.
Von einer SA-Lösung spricht man, wenn nur eine Komponente zum Einsatz kommt, was die Handhabung in der Praxis erleichtern sollte. Unter einer ICW-Lösung versteht man dagegen eine Soft- oder Hartballistik, die „in Verbindung“ mit einer weiteren Komponente genutzt wird. Das kann sowohl die softballistische Einlage, ein Trauma reduzierendes Element, als auch eine hartballistische Platte sein.
Wichtig ist, dass beide Elemente zusammengetragen werden, um den vollen Schutz zu gewährleisten.
Auswahl des geeigneten Schutzlevels
Bei der Wahl der Schutzausrüstung geht es vor allem darum, die spezifischen Bedrohungen zu berücksichtigen. Dabei gilt: Kein Schutz bietet 100 %-Sicherheit. Deshalb sollte ein Gleichgewicht zwischen ballistischem Schutz, Komfort und Trageeigenschaften gefunden werden. Je höher der Schutzgrad, desto schwerer und voluminöser ist die Schutzausrüstung, was sich negativ auf den Tragekomfort auswirken kann. Daher ist es essenziell, Schutzausrüstung auszuwählen, die von den Einsatzkräften regelmäßig und zuverlässig getragen werden kann, ohne dass sie auf den erforderlichen Schutz verzichten müssen. Zudem sollten die Träger umfassend über die Leistungsfähigkeit und die Grenzen ihrer Schutzausstattung informiert sein, um eine korrekte Nutzung zu gewährleisten und die Sicherheit zu maximieren.
Einsatzbezogene Überlegungen
Polizei:
Für den täglichen Einsatz in verschiedensten Einsatzsituationen ist es essenziell, dass Einsatzkräfte optimal geschützt sind. Dabei empfiehlt sich vor allem eine Schutzausrüstung mit softballistischen Paketen. Diese Einschübe bieten einen zuverlässigen Schutz gegen Handfeuerwaffen und erhöhen die Sicherheit im Einsatz deutlich. In Kombination mit einem Stich- und Schlagschutz bietet sie zusätzlichen Schutz gegen eine Vielzahl von Gefahren, wie Stichwaffen, etwa Messer, Nadeln oder Splitter, sowie gegen Schläge und Stöße. Das richtige Schutzlevel, beispielsweise NIJ Level IIA, II oder IIIA oder VPAM 1–3, sollte dabei immer auf die jeweilige Bedrohungslage abgestimmt werden.
In Hochrisiko-Szenarien können Schutzwesten oder Plattenträger mit hartballistischen Platten einen höheren Schutz gegen Geschosse aus Gewehren und anderen ballistischen Bedrohungen bieten. Diese sind meist als NIJ Level III oder IV oder VPAM 6 oder 9 klassifiziert. Sie sind allerdings weniger diskret, was ihre praktische Verwendung einschränken kann.
Strafvollzug:
In Justizvollzugsanstalten sind die Bedrohungen meist durch improvisierte Klingen- oder Stichwaffen geprägt. In solchen Fällen hat die Stichfestigkeit Vorrang vor dem ballistischen Schutz.
Militär:
In militärischen Einsätzen werden die Anforderungen an den Körperschutz maßgeblich durch die jeweilige Einsatzumgebung sowie die Vielzahl der Bedrohungen bestimmt. Dazu zählen beispielsweise Kleinkaliberfeuer, Splitter und Fragmente. Einsatzkräfte benötigen häufig einen umfassenderen ballistischen Schutz, beispielsweise in Form von hartballistischen Platten der Klassen NIJ III oder IV bzw. VPAM 6 und 9.
Militärische Schutzsysteme sind in der Regel modular aufgebaut und bieten Optionen für Taschen und Befestigungspunkte, um die taktische Flexibilität zu erhöhen. Sie sind auf hohe Belastbarkeit in anspruchsvollen Umgebungen ausgelegt und verwenden oft fortschrittliche Materialien, um das Gewicht zu reduzieren, ohne die Schutzwirkung zu beeinträchtigen. In Einsatzgebieten stellen schwerere, Schutzwesten und Plattenträger eine praktische und notwendige Wahl für maximalen Schutz dar.
Kombinierter Schutz:
Ein weiterer Aspekt ist der kombinierte Ballistik- und Stichschutz. Um als dualer Schutz zu gelten, muss der Schutz sowohl die NIJ-Standards 0101.06 (ballistischer Schutz) als auch 0115.00 (Stichwiderstand) oder VPAM 3 erfüllen. Obwohl dualer Schutz vielseitig ist, ist er meist schwerer und voluminöser als alleinige Schutzwesten, was Komfort und Mobilität beeinträchtigen kann.
Geschlecht und Körperbau
Bei der Auswahl der Körperschutzausstattung ist der Körpertyp ein entscheidender Faktor. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmodelle: eines für Männer und eines für Frauen. Beide Versionen sind in unterschiedlichen Größen erhältlich, um eine optimale Passform zu gewährleisten. Optisch unterscheidet sich die Schutzausrüstung meist nicht wesentlich, insbesondere bei den hartballistischen Platten, die in der Regel geschlechtsneutral gestaltet sind.
Bei softballistischer Schutzausrüstung für Frauen kommen hingegen oft speziell geformte ballistische Pakete zum Einsatz, die an die weibliche Brustform angepasst sind. Das sorgt für einen angenehmeren Tragekomfort, eine bessere Passform und somit mehr Sicherheit im Einsatz.
Designmerkmale
Neben der anatomischen Passform gibt es auch praktische Designmerkmale, die den Einsatz erleichtern können:
- Gewicht: Schwere Materialien können das Fortschrittstempo und die Ausdauer der Einsatzkräfte beeinflussen. Daher ist das Gewicht bei der Auswahl der Schutzausrüstung ein wesentlicher Faktor, um langfristigen Komfort zu sichern.
- Verdeckter versus offener Schutz: Körperschutz kann diskret unter der Uniform getragen werden (verdeckter Schutz), oder sichtbar über der Kleidung (offener Schutz). Die Entscheidung hängt oftmals von den spezifischen Einsatzszenarien ab
- Befestigungssysteme: MOLLE-, Hook-and-Loop- und Laser-Cut-Systeme sind unerlässlich, um Ausrüstung wie Handschellen, Funkgeräte und Magazine zu transportieren.
Zusammenfassung
Die Auswahl der am besten geeigneten Körperschutzausrüstung erfordert eine sorgfältige Abwägung der zu erwartenden Bedrohungen, des Körpertyps der Einsatzkräfte und der organisatorischen Vorgaben. Körperschutz besteht aus verschiedenen Komponenten, darunter Soft- und Hartballistik, die ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schutz, Komfort und Beweglichkeit bieten. Während die Softballistik flexiblen Schutz gegen Handfeuerwaffen bieten, gewährleisten hartballistischer Platten einen erweiterten Schutz gegen Gewehrmunition, die in taktischen Einsatzszenarien häufig verwendet wird. Dabei ist es besonders wichtig, Geschlecht und Körperform zu berücksichtigen, um eine optimale Passform und damit maximale Sicherheit und Tragekomfort zu gewährleisten. Die ideale Körperschutzausrüstung hängt letztlich von der jeweiligen Bedrohungssituation ab und ermöglicht den Einsatzkräften, geschützt zu bleiben, ohne ihre Beweglichkeit und Ausdauer zu beeinträchtigen.
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