Plattenträger – praktischer Leitfaden
Plattenträger sind aus dem militärischen und polizeilichen Alltag kaum wegzudenken. Ihre Nutzung verspricht je nach Einsatz die Steigerung oder Minimierung des Schutzniveaus.
In diesem Artikel möchten wir Ihnen einen umfassenden Leitfaden zum Thema Plattenträger geben. Wir erläutern Ihnen, was einen Plattenträger ausmacht und wie man diesen bestmöglich positioniert. Des Weiteren gehen wir auf verschiedene Möglichkeiten ein, wie man einen Plattenträger aufrüstet. Zu guter Letzt klären wir auf, wie man einen Chestrig von einem Plattenträger unterscheidet und geben Ihnen ein paar Tipps, wie Sie Ihren Plattenträger am besten pflegen und warten können.
Was ist ein Plattenträger
Ein Plattenträger, auch Plate Carrier genannt, ist ein wichtiger Bestandteil der taktischen Schutzausrüstung. Dieser ist zum Schutz vor potenziellen Bedrohungen von allen lebenswichtigen Organen, wie beispielsweise Herz, Lunge, Leber oder weiteren großen blutführenden Organen, vorgesehen.
In der Regel besteht ein Plattenträger aus einer textilen Hülle und Platte, die in die Hülle eingesetzt wird. Die Außentragehülle selbst bietet keinen Schutz und ist zum Halten von Platte sowie zum Befestigen vom taktischen Equipment vorgesehen.
Erst wenn die Platte eingesetzt ist, kann der Schutz gewährleistet werden. Normalerweise handelt es sich hierbei um hartballistische Stand Alone-Platten oder ICW-Platten (In-Conjunction-With) unterschiedlicher Schutzklassen wie beispielsweise NIJ, VPAM oder CAST.
Die Basisversion eines Plattenträgers bietet lediglich einen Front- und Rückenschutz und wird unter anderem zum verdeckten Tragen genutzt. Diese besteht aus zwei Außentragehüllen sowie einer Vorder- und Rückenplatte, die durch Schultergurte und Seitenverschlüsse verbunden sind.
Die Basisversion lässt sich durch weitere Platten, wie z. B. Kehlkopf, Oberarme, Seitenbereich, Abdomen, Unterleib oder Oberschenkel, ergänzen.
Plattenträger sind in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich und können an die Bedürfnisse des Trägers angepasst werden. In der Regel kommen Plattenträger bei Militär- und Strafverfolgungsbehörden zum Einsatz und unterscheiden sich je nach Bedrohungslage und Einsatzziel. Je nach Einsatzart und damit verbundener Ausstattung (Equipment-Taschen und dem Equipment selbst) kann das Gewicht eines Plattenträgers stark variieren.
Plattenträger werden häufig mit den Überziehwesten verglichen, obwohl sie sich in bestimmten Kriterien unterscheiden. Lesen Sie in unserem ultimativen Guide für ballistische Westen, was eine Überziehweste ausmacht und wie Sie diese von einem Plattenträger unterscheiden können.
Wie rüstet man einen Plattenträger auf
Ein entscheidender Vorteil von Plattenträgern ist, dass sie eine hohe Modularität gegenüber Schutzwesten aufweisen. So können beispielsweise Equipment-Taschen sowohl im Seitenbereich (Kummerbund) als auch auf der Vorder- und Rückenseite mittels MOLLE-Schlaufen oder Clips je nach Einsatzsituation befestigt oder entfernt werden. Equipment-Taschen können dabei Magazin-, Funkgeräte-, Mehrzweck-, Schnellzieh-, Granaten-, Erste-Hilfe oder Tooltaschen sein. Häufig wird ein Zipper am Rückenteil eingebaut, um beispielsweise zusätzliche Taschen, (Trink-)Rucksäcke oder Schwerlasten wie Breaching-Tools zu befestigen.
Um den Träger in Notfallsituationen schnellstmöglich von einem Plattenträger zu befreien, kann ein Quick-Release-System in einen Plattenträger integriert werden. Alternativ dazu verwendet man die Schulterträger und Kummerbund als Schnellabwurfsystem.
Sobald der Plattenträger zusammengestellt ist, sollte dieser vor dem Einsatz getestet werden. So kann sichergestellt werden, dass notwendiges Equipment richtig positioniert und griffbereit ist. Achten Sie ebenfalls drauf, dass Sie mit dem Equipment vertraut sind und ihr Plattenträger ausreichende Bewegungsfreiheit bietet.
Wie soll ein Plattenträger positioniert sein
Die Art und Weise wie man einen Plattenträger trägt, ist entscheidend, da eine falsche Trageweise zur Verminderung der Schutzleistung führen kann.
Wird eine Frontplatte zu niedrig positioniert, indem beispielsweise der Bauch abgedeckt wird, so besteht die Gefahr, dass der obere Brustkorb vor möglichen Angriffen ungeschützt ist. Als Faustregel sollte die Frontplatte zwischen der Einbuchtung oben am Brustbein und dem Bauchnabel liegen. Der obere Teil der Rückenplatte sollte sich dagegen auf halber Höhe der Schulterblätter befinden und auf gleicher Höhe mit der Frontplatte sein.
Die richtige Position von Seitenplatten spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Um eine Schutzlücke in der Front zu schließen, sollten diese so nah und so hoch wie möglich am Vorderteil angebracht werden.
Die Schultergurte sollten dagegen in der Mitte zwischen der Vorder- und Rückseite auf den Schultern sitzen. Die Passform des Plattenträgers kann beispielsweise durch Schultergurte und Kummerbund oder Schlauftechnik mit Bändern eingestellt werden.
Um das Verrutschen der Platten zu vermeiden, sollte die Größe des Plattenträgers mit der Größe der Platten gut übereinstimmen. Um eine optimale Passform für den Träger zu garantieren, ist es empfehlenswert, die Seitenverschlüsse und Schultergurte richtig zu positionieren.
Chestrig vs. Plattenträger - Was ist der Unterschied
Plattenträger und Chestrigs werden häufig gleichgesetzt, da sie sich grundlegend in ihren Funktionalitäten ähneln. Während ein Plattenträger eine Art Plattform darstellt, welche die Aufnahme von ballistischen Platten sowie diversem Zubehör (Magazine, Funkgeräte etc.) ermöglicht, stellt ein Chestrig ein separat tragbares Equipment-Element dar, welches man zur Befestigung von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen verwenden und nach Bedarf über eine Unter- oder Überziehweste hängen kann.
Der Chestrig basiert auf MOLLE oder fest angenähten Taschen und lässt sich über die Schulter- und Seitenverschlüsse einstellen. In der Regel werden Chestrigs genutzt, um das Gewicht der Ausrüstung bestmöglich zu verteilen und den Zugriff auf die Ausrüstung zu erleichtern.
Im Vergleich zu Plattenträgern werden Chestrigs selten mit den hart- und/oder softballistischen Platten ausgestattet, können aber in der Kombination mit dem Plattenträger oder der Schutzweste getragen werden. Die typischen Ausrüstungsgegenstände, die man am Chestrig befestigen kann, sind Trauma-Kits, Magazine, Messer, Trinkblase oder Funkgeräte.
Wie pflegt man einen Plattenträger
Eine gut gepflegte Ausrüstung hält länger und schützt besser. Aus diesem Grund sollten bei der Pflege und Wartung von Plattenträgern die nachfolgenden Punkte berücksichtigt werden:
- entfernen Sie alle Platten und Zubehörteile, bevor Sie mit der Reinigung des Plattenträgers starten
- waschen Sie niemals ihren Plattenträger in einer Waschmaschine
- verwenden Sie keine Bleichmittel, Chemikalien, oder (Draht-)Bürsten, um die Oberfläche nicht zu beschädigen, nutzen Sie stattdessen mildes Reinigungsmittel mit Wasser
- lassen Sie den Plattenträger an der Luft trocknen, verwenden Sie ein Handtuch oder einen Lappen, um überschüssiges Wasser zu entfernen
- überprüfen Sie regelmäßig den Zustand des Plattenträgers auf Anzeichen von Abnutzung oder Brüche
- lagern Sie den Plattenträger an einem trockenen und kühlen Ort, um Feuchtigkeit und Sonnenlicht zu vermeiden
- achten Sie auf scharfe und raue Oberflächen, die die Oberfläche des Plattenträgers zerkratzen und beschädigen können
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Plattenträger so unterschiedlich sein können wie der Träger selbst. Angefangen von zwei Außentragehüllen und einer Vorder- und Rückenplatte, die durch Schultergurte und Seitenverschlüsse verbunden werden, kann ein Plattenträger bis zu einer Plattform ausgebaut werden, welche diverses Zubehör griffbereit an Ort und Stelle hält. Die Schutzleistung des Plattenträgers ist von der Art und Weise, wie man einen Plattenträger trägt, pflegt und wartet abhängig. Aus diesem Grund sollten die allgemeinen Pflegehinweise des Herstellers stets beachtet werden.