
Schutzwesten im Einsatz: Maßnahmen zum Schutz der Ausrüstung
Ballistische Schutzwesten sind essenziell für den Schutz von Einsatzkräften, insbesondere zum Schutz der Vitalorgane. Für alle international zertifizierten Schutzwestenmodelle wird vom Hersteller eine Gewährleistung hinsichtlich ihrer ballistischen Leistung übernommen. Dennoch gibt es viele Gründe, warum jede Schutzweste ab einem bestimmten Zeitpunkt ersetzt werden muss
Dieser Blogbeitrag fasst zusammen, wie die vorgegebene Schutzleistung der Schutzwesten über die gesamte Gewährleistungsdauer sichergestellt werden kann.
Grundlagen für langfristige Schutzwirkung der Westen
- Vor dem Einsatz der an die persönlichen Körpermaße angepassten Schutzweste müssen die ballistischen Schutzeinschübe in die Weste integriert werden.
- Die Kombinationswirkung von mehreren Schutzpaketen wird nur dann erreicht, wenn alle dafür vorgesehenen Schutzpakete (z. B. Hartballistik und Weichballistik) in der richtigen Anordnung in die Weste positioniert werden, i.d.R. Weichballistik körpernah und Hartballistik zur „Angriffsseite“.
- Auch die Orientierung der einzelnen Schutzelemente ist zu beachten, da nicht alle Schutzelemente homogen aufgebaut sind. Hinweise sind auf den Etiketten der Schutzeinschübe (z.B. “Hier Körperseite“) zu finden.
- Bestimmungsgemäßer Gebrauch: Die Schutzeinschübe dürfen nicht zweckentfremdet benutzt werden, da sonst die Gewährleistungsansprüche erlöschen können.
- Beim Einschieben der weichballistischen Pakete ist stets darauf zu achten, dass sie an keiner Stelle versehentlich umknicken und damit Schutzlücken entstehen.
- Es muss regelmäßig überprüft werden, ob alle Schutzeinschübe noch in ordnungsgemäßen Zustand und ohne Beschädigungen sind. Zu kritischen Schäden zählen Risse in den Pakethüllen, gebrochene Keramikplatten oder auch PE-Platten mit weichen Kanten.
- Der Kontakt zu scharfkantigen und spitzen Gegenständen sollte möglichst vermieden werden, um weder die taktische Wechselhülle noch die wasserabweisenden Pakethüllen der Schutzpakete zu beschädigen.
- Unter der Schutzweste getragene Gegenstände können als so genannte “Sekundärprojektile“ Verletzungen hervorrufen, wenn auf die Schutzweste an dieser Stelle ein Geschoss auftrifft. Harte, insbesondere metallische Gegenstände ab einer gewissen Masse (z.B. schwere Metallknöpfe und Geldmünzen) sind hier besonders kritisch und sollten grundsätzlich nicht unter der Schutzweste getragen werden.
Pflege und Reinigung
Die Ballistik jeder Schutzweste, die nach internationalen Standards zertifiziert ist, muss auf dem Etikett eine vom Hersteller empfohlene Pflegeanleitung aufweisen. Befolgen Sie die vom Hersteller empfohlenen Pflegeanweisungen und stellen Sie sicher, dass auch alle anderen Personen, die die Schutzweste pflegen, diese Anweisungen kennen.
Taktische Außentragehülle
Die taktische Außentragehülle kann gewaschen und gereinigt werden. Dazu müssen die ballistischen Schutzeinschübe zwingend herausgenommen werden.
Sämtliche Klettverschlüsse, Druckknöpfe und Reißverschlüsse müssen vor der Maschinenwäsche geschlossen werden, um die taktische Wechselhülle nicht zu beschädigen. Zur Vermeidung von Beschädigungen kann die taktische Wechselhülle auch vor dem Waschen in ein Wäschesäckchen gegeben werden.
Die in den taktischen Wechselhüllen eingenähten Pflegeetiketten liefern wichtige Informationen zur Pflege und Reinigung und sollten für eine möglichst langlebigen Einsatz beachtet werden.
Klettverschlüsse können bei Bedarf mit einer Bürste von Fremdkörpern wie Flusen, Feinsand, etc. befreit werden. Reißverschlüsse sind bei Bedarf von Sandkörnern und anderen Schmutzpartikeln zu befreien.
Ballistische Schutzeinschübe
Die Schutzeinschübe/-pakete dürfen nicht maschinell gereinigt werden. Dies betrifft die Weichballistik mit inkludiertem Stichschutz und auch die Hartballistik.
Die Schutzpakete können mit einem feuchten Tuch oder Schwamm abgewischt werden (bei Bedarf mit einer milden Seifenlauge). Dabei sollte möglichst wenig Flüssigkeit aufgebracht werden. Die Verwendung von Reinigungsmitteln oder Alkohol ist untersagt. Chemische Substanzen in Reinigungsmitteln können die Materialien verspröden und die Schutzwirkung evtl. negativ beeinflussen.
Nachdem die Schutzpakete vollständig getrocknet sind, können sie wieder in die Schutzhülle eingeschoben werden. Beachten Sie beim Wiedereinsetzen der Schutzpakete die korrekte Positionierung.
International zertifizierte Schutzpakete haben eine längere Gewährleistung als Außentragehüllen. Die Gewährleistung auf die ballistische Halteleistung der Schutzpakete nach VPAM und TR Schutzwesten beträgt analog der Kennzeichnung 10 Jahre.
Sichtbarkeitselemente
Sichtbarkeitselemente sind signalgelbe Markierungen, die auf die Schutzweste angebracht werden können, um die Sichtbarkeit im Einsatz zu verstärken. Diese sind oftmals mit Aufschriften wie “Polizei” gelabelt. Um die Leuchtkraft der Elemente möglichst lange zu bewahren, sind die Sichtbarkeitselemente separat von der Schutzweste mit Flüssig-Colorwaschmittel zu waschen. Dabei ist ein Schonwaschgang mit der kürzest möglichen Laufzeit zu wählen. Klettflächen auf der Rückseite der Signal-Elemente sind je nach Möglichkeit abzudecken.
Inspektion
Die Schutzumhüllung der ballistischen Pakete („Pakethülle“) sollte regelmäßig, oder zumindest während der Reinigung, auf Beschädigungen geprüft werden. Beschädigungen können beispielsweise eine aufgeplatzte oder eingerissene Pakethülle sein, Schlagstellen auf den Keramikeinschüben, weiche Randbereiche bei PE-Platten.
Beschädigte Einschübe müssen durch qualifiziertes Personal überprüft werden bzw. bei Bedarf muss Kontakt zum Hersteller aufgenommen werden.
Jeder Schutzeinschub hat ein Gewährleistungsdatum, welches es zu beachten gilt. Dieses ist am Etikett vermerkt. Die Gefahr für die weitere Verwendung geht nach Ablauf der Frist auf den Käufer über.
Die Funktion der Klettverschlüsse, Reißverschlüsse und Druckknöpfe sollte ebenfalls regelmäßig überprüft werden. Es muss gewährleistet sein, dass die ballistischen Pakete sicher in ihrer Position gehalten werden. Kontrollieren Sie die Westenhülle regelmäßig auf Beschädigungen wie offene Nähte oder Löcher im Stoff. Bei Beschädigungen muss für eine fachgerechte Reparatur oder Ersatz gesorgt werden.
Lagerung und Transport
Schutzwesten müssen trocken gelagert werden. Nass gewordene Schutzwesten sind vor dem Einlagern gut zu trocknen. Schutzeinschübe sollten entnommen werden. Schutzweste und Einschübe sollten eine Luftzufuhr haben.
Die Westen sollten nicht unnötigerweise hohen mechanischen Beanspruchungen ausgesetzt werden. Beispielsweise sollten die Schutzwesten nicht geworfen werden und keine anderen harten oder schweren Gegenstände auf den Westen lagern.
Lagerbedingungen: Trocken, gut gelüftet, Raumtemperatur, saubere Räumlichkeiten, Westen flach aufliegend lagern.
Die Schutzwestenhüllen können bei Bedarf zum Auslüften auch kurzzeitig auf einen Kleiderbügel mit breiter Auflagefläche gehängt werden. Diese Möglichkeit ist jedoch abhängig vom Material der taktischen Wechselhülle und vom Gewicht der Weste.
Sämtliche Klettverschlüsse, Druckknöpfe und Reißverschlüsse müssen vor jeder Lagerung und beim Transport der Weste verschlossen werden, um die taktische Wechselhülle nicht zu beschädigen.
Reparaturen
Beschädigungen an den ballistischen Einschüben können eine Beeinträchtigung der Schutzwirkung bedeuten. Die entsprechenden Elemente müssen der Begutachtung durch den Dienstherrn und bei Bedarf der Instandsetzung durch den Hersteller zugeführt werden.
Nach einer Geschosseinwirkung oder einem Angriff mit Stichwaffen muss der betreffende Einschub ausgetauscht werden. Der Einschub darf nicht weiterverwendet werden.
Kleinere Schäden an der Westenhülle, wie ein abgelöster Klettverschluss oder eine sich öffnende Naht, dürfen in den Werkstätten des Anwenders vor Ort repariert werden. Die Schutzpakete sind zur Sicherheit vorher zu entfernen. Bei größeren Schäden zur Instandsetzung sollte der Hersteller kontaktiert werden.
Zusammenfassung
Die 10-jährige Gewährleistung der ballistischen Schutzleistung ist ein starkes Versprechen, aber auch eine Verpflichtung. Nur durch sachgerechte Pflege, regelmäßige Inspektion und korrekte Lagerung kann diese Schutzwirkung über die gesamte Dauer aufrechterhalten werden.
Vor dem Einsatz ist auf die korrekte Integration und Ausrichtung aller Schutzkomponenten zu achten. Harte Gegenstände sollten nicht unter der Weste getragen werden. Die äußere Hülle darf gemäß Pflegehinweis gewaschen werden, die Schutzeinschübe hingegen nur feucht abgewischt werden. Sichtbarkeitselemente sind separat im Schonwaschgang zu reinigen. Regelmäßige Inspektionen auf Schäden sowie funktionsfähige Verschlüsse sind essenziell. Die Lagerung sollte trocken, flach und unbelastet erfolgen. Kleinere Hüllenschäden dürfen vor Ort repariert werden, beschädigte Schutzeinschübe müssen ersetzt oder durch Fachpersonal geprüft werden.
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